Das menschliche Herz ist ein überaus komplexes Wunderwerk mit einer großen Bandbreite bislang ungeahnter Fähigkeiten. Unter anderem besitzt es eine eigene Intelligenz und eine einzigartige
Wahrnehmungsfähigkeit, die weit über die bekannten Sinne hinausgehen.
Im alten Ägypten galt das Herz als Organ des Wahrnehmens und der Erkenntnis – das Gehirn spielte keine Rolle. Auch in der Bibel finden sich Worte, die beschreiben, welcher Wert dem Herzen als
Erkenntnisorgan beigemessen wurde, so etwa: „Wie einer in seinem Herzen denkt, so ist er.“ In der japanischen Sprache gibt es einen Begriff, der die Fähigkeit benennt, in eins mit dem Herzen zu
fühlen und denken – auch wenn „Denken“ und „Herz“ wie ein Widerspruch klingen.
Sind sie aber nicht. Das zeigt Rüdiger Schache in seinem Buch „Herzverstand“.
„Herzverstand“ liest sich fast in einem Rutsch. Dabei sind in dem flüssig zu lesenden Buch auch Themen untergebracht, die wie starker Tobak wirken: so die Veränderungen, die den Empfängern eines transplantierten Herzens geschehen oder lebensrettende Eingebungen. Da wird ein Gießerei-Arbeiter in den USA, der Klassische Musik nicht leiden konnte, zum leidenschaftlichen Hörer eben dieser Musik. Des Rätsels Lösung: er bekam das Herz eines Geigen-Schülers eingesetzt. Menschen, denen das Herz eines Mordopfers eingesetzt wurde, träumen von der Tat und können den Täter identifizieren. Reisende spüren eine Warnung aus dem Herzen, sich an einem bestimmten Ort niederzulassen, und folgen ihr, obwohl, vernünftig betrachtet, nichts für diese Warnung spricht – und erfahren kurz danach, dass diese Intuition ihnen das Leben gerettet hat.
Rüdiger Schache erzählt in „Herzverstand“ durchgängig solche Geschichten, um darauf aufmerksam zu machen, dass das Herz nicht bloß ein Muskel oder, wie mancher es salopp nennt: eine „Pumpe“ ist. Das Herz hat seine eigenen Magie und seine eigene Kraft. Sie übertrifft die des Gehirns. Die Wertschätzung des Herzens als eines Organs, das befragt werden und Antworten geben kann, liegt Rüdiger Schache – nun ja, am Herzen.
In „Herzverstand“ geht es nicht allein um erstaunliche Fakten, wie jene, die aufzeigen, in welcher Weise das Herz dem Gehirn überlegen sein kann oder um nachdenklich Machendes aus der Welt der
Herztransplantation, um Fakten, die Herzchirurgen oder Neurologen überraschen.
Wer weiß, dass ein Energiefeld vom Herzen ausgeht, in dem emotionelle Informationen über die jeweilige Person enthalten sind, quasi eine energetische Visitenkarte? Wer weiß, dass dieses Feld bis
zu 35- Mal stärker ist und weiter reicht, als jenes, das vom Gehirn ausstrahlt? Und wer weiß, dass die Fähigkeit des Herzens, Informationen zu verarbeiten, umfassender ist als jene des Gehirns?
Rüdiger Schache schreibt über die Realität, wir könnten theoretisch „in jeder Sekunde elf Millionen Informationen wahrnehmen“, doch weder die Sinnesorgane noch das menschliche Gehirn haben die Kapazitäten dafür, geschweige denn für die Verarbeitung all dieser Eindrücke. Der Verstand mitsamt dem Unterbewusstsein verarbeitet nachweislich 40 bis 60 Einheiten pro Sekunde, „das bedeutet, wir sind in jeder Sekunde von etwa 200.000 Mal mehr Informationen umgeben, als wir wahrnehmen und verarbeiten können.“ Somit ist das Fenster, durch das der Mensch die Welt betrachten kann, ausgesprochen klein.
Doch Neurokardiologen des Institute of HeartMath in den Vereinigten Staaten haben herausgefunden, dass es ein Organ gibt, das diese elf Millionen Informationen scannen und auswerten kann: das Herz. Es arbeitet dabei mit dem Gehirn zusammen, sendet ihm permanent Informationen aus diesem Feld. Das ist deshalb möglich, weil ein großer Prozentsatz der Zellen, aus denen das Herz zusammengesetzt ist – reine Gehirnzellen sind. Somit ist auch nachvollziehbar, dass der sogenannte „gesunde Menschenverstand“ eigentlich die Wahrnehmungen des Herzens und dessen Zusammenarbeit mit dem Gehirn meint.
Rüdiger Schache belässt es nicht bei der Theorie in „Herzverstand“, so faszinierend sie auch ist. Wer das Buch liest, erfährt außerdem, wie er oder sie sich dem eigenen Herzen zuwenden kann. Der Autor gibt Hinweise, wie das Herz befragt werden kann, um etwa in bestimmten Situationen aufschlussreiche Antworten erhalten zu können. Davon kann das alltägliche Leben profitieren und lebendiger sowie sinnerfüllter werden.
Der Verfasser hat in „Herzverstand“ vier Fragen zusammengestellt, die er „Schlüsselfragen“ nennt und die buchstäblich als Schlüssel zu verstehen sind. Ihnen zu folgen, ermöglicht es, Zugang zur Intelligenz des Herzens zu bekommen. Diese vier Fragen sind hilfreich, nicht nur bei Konflikten oder einem Zwiespalt. Doch Rüdiger Schache belässt es nicht allein bei diesen Fragen. Durch das ganze Buch ziehen sich Übungen und Hinweise, die Lust darauf machen, sich mit seinem Herzen zu beschäftigen und zu entdecken, dass es eine Stimme hat, die zunächst leise ist und überhört werden kann. Doch wer stetig übt, wird sie immer besser hören oder ihre Hinweise spüren und so einen Helfer für seine Lebensführung erkennen können